Eine Hand die Andere

Martina sitzt im Rollstuhl. Klar ist: Sie will nicht ins Heim, deshalb hat sie sich mit anderen das Recht auf persönliche Assistenz erkämpft. Sandra fängt neu bei ihr an, um neben ihrem Studium das Geld für sich und ihre zwei Kinder zu verdienen. Langsam spielen sich die beiden miteinander ein. Es ist ein fragiler Tanz zwischen Körperlichkeit und Distanz, der beiden viel abverlangt. Sandra führt die Bewegungen aus, die Martina machen will, aber nicht kann. Martina gibt die Anweisungen, Sandra folgt. Dabei muss sie die Waage halten zwischen respektvoller Zurückhaltung und stabilisierender Präsenz. Martina ihrerseits ringt permanent darum, ihr Leben selbst bestimmen zu können. Dass dies auch bedeutet, als Arbeitgeberin für die Assistentinnen verantwortlich zu sein, wird dann zum Problem, wenn es ihr gesundheitlich schlechter geht. Mit beeindruckender Selbstdisziplin und großer Kraft kämpfen sich die beiden Frauen durch den Alltag, der geprägt ist von Zärtlichkeit, aber auch von Härte.

CREW
Regie: Lenna Sophie Fichter, Janis Westphal
Kamera: Nina Kunz
Schnitt: Marisol B. Lima
Produktion: Sevenpeaks Films, Lenna Sophie Fichter
Verleih: Sevenpeaks Films
Weltvertrieb: New Born Short Film Agency

Lenna und Janis haben sich beim Studium an der selbstorganisierten Filmschule filmArche in Berlin kennengelernt. EINE HAND DIE ANDERE ist ihr erster Film in Co-Regie.

Lenna Fichter hat Sozialwissenschaften, Kulturvermittlung und Dokumentarfilm-Regie in Hannover, Hildesheim und Berlin studiert. Während eines Auslandsaufenthalts in Senegal hat sie ihre Begeisterung für das Medium Film entdeckt. Tief beeindruckt von den hitzigen Debatten, die dort nach Filmvorführungen auf Dorfmarktplätzen entstanden, beschloss sie selbst Filme zu machen. Seitdem beschäftigt sie sich damit, wie man durch die Kamera Perspektiven wechseln und Verborgenes sichtbar machen kann. An der filmArche setzt sie sich viel mit den politischen Implikationen des Filmemachens auseinander und öffnet gemeinsam mit Anderen immer wieder Räume, um Debatten anzustoßen. Themen ihrer eigenen filmischen Auseinandersetzungen sind die Wahrnehmung von Körpern, Beziehungen und vor allem die Faszination für Menschen, die leise Kämpfe kämpfen. Ihr Geld verdient sie als Medienpädagogin in einem Büro für Regionalentwicklung, wo sie Selbstreflektions- und Partizipationsprozesse mit der Kamera anstoßen und damit die Möglichkeiten des Mediums weiter ausloten will.

Janis Westphal, geboren 1988 in Thüringen, studierte Publizistik, Kommunikationswissenschaften und Geschichte, sowie den MA Global History in Gießen und Berlin. Von der Fotografie kommend, drehte er 2011 während eines Praktikums in Tansania seinen ersten Kurzdokumentarfilm und verlor sofort sein Herz an das Filmemachen. Anschließend arbeitete er drei Jahre für eine Fernsehproduktionsfirma und entwickelte neue Inhalte für international renommierte Sender wie ZDF, WDR und Discovery Channel. Von 2014 bis 2018 studierte er Regie und Dokumentarfilm an der selbstorganisierten filmArche in Berlin. 2016 gründete Janis das SEVENPEAKS Filmmakers Collective. Seither produzierte und konzipierte er etliche Image- und Werbefilme für NGOs und gemeinnützig arbeitende Unternehmen und konnte drei umfangreiche öffentliche Filmförderungen für seine freien Projekte gewinnen. Seine 2021 fertiggestellten Kurzfilme BOLZMANN und DREYFUS DREI (Ko-Regie mit Ella Dreyfus) liefen auf vielen internationalen Filmfestivals und – im Falle des letzteren – in Museen und Kultureinrichtungen. 2023 vollendete er mit dem Dokumentarfilm EINE HAND DIE ANDERE (co-Regie mit Lenna Sophie Fichter) sein Langfilmdebüt. Im gleichen Jahr stellte er mit FLUT UND EBBE den zweiten Teil seiner Kurzfilmtriologie über Symptome von „Männlichkeit“, mentaler Probleme und die Verdrängung dieser fertig.

Filmografie Janis Westphal
Flut und Ebbe
Tragikomödie, 20 Min, 2023

Eine Hand die Andere
Dokumentarfilm, 70 Min, Co-Regie mit Lenna Fichter, 2023

Bolzmann
Tragikomödoe, 30 Min, 2021

Dreyfus Drei
Dokumentarfilm, 30 Min, Co-Regie mit Ella Dreyfus, 2023

Journeys of Suburbia (AT)
Dokumentarfilm, 20 Minuten, Co-Regie, in Fertigstellung

Family Strings
Dokumentarfilm, 30 Min, Co-Regie, in Fertigstellung

Haus der Trinker
Documentary film, 90 min, in pre-production

Provinzbühne
Documentary film, 40 min, in development

Lausitz Limbo
Tragikomödie, 30 Min, in Entwicklung

Lenna hat selbst drei Jahre bei Martina gearbeitet. Sie ist beeindruckt von Martinas Willenskraft, gleichzeitig weiß sie, was die Arbeit als Assistentin abverlangt. Schnell war klar, dass wir den Film in Co-Regie realisieren werden, weil sich Lennas persönlicher Zugang und Janis‘ Blick von Außen sehr gut ergänzen.
In der Enge von Martinas Wohnung wird die Herausforderung der permanenten Nähe zwischen den beiden Frauen spürbar, die Kamera verlässt diese Räume bis zum Schluss nicht. Den stillen Aushandlungen der Protagonistinnen folgen wir mit langen, beobachtenden Kameraeinstellungen. Außerdem hat unser Film einen langsamen Erzählrhythmus, um die besondere Zeitlichkeit in Martinas Leben spürbar zu machen. Alles dauert lange, allein das Aufstehen, waschen und Anziehen mehrere Stunden. Auch die Bewegungen zwischen Nähe und Distanz werden in der Bildsprache reflektiert.

FESTIVALS
03.2023 Kalakari IFF, Indien
08.2023 Ierapetra IFF, Kreta, Griechenland
09.2023 Willkommen Zuhause IFF, Deutschland
11.2023 Manhatten Independent Film Festival, USA
12.2023 First Time Filmmakers Sessions, GB
12.2023 Lift-Off Filmmaker Sessions, GB
12.2023 Cinemaking IFF, Bangladesh
01.2024 Martinique IFF, Martinique, Frankreich