40 Jahre lang hat die Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GoG) bei Opel in Bochum unabhängige Betriebspolitik gemacht. Dadurch hat sie dazu beigetragen, dass die Belegschaft eine der kämpferischsten in der deutschen Automobilindustrie wurde.

Regie, Ton, Schnitt: Johanna Schellhagen
Kamera: Thilo Schmidt, Milica Ðenić, Zara Zandieh
Produktion: labournet.tv

1972 gründeten ein paar Arbeiter und Revolutionäre bei Opel in Bochum die „Gruppe oppositioneller Gewerkschafter“(GoG). Die GoG existierte über 40 Jahre und hat mit ihrer radikalen Betriebsarbeit den Widerstandsgeist in der Bochumer Belegschaft befeuert.

Als Betriebsräte im größten europäischen Produktionswerk von General Motors gaben sie geheime Informationen an die Belegschaft weiter, sie sorgten für achtstündige Betriebsversammlungen, kämpften gegen Krankenverfolgung, organisierten ihren eigenen Bildungsurlaub und versuchten sogar, auf eigenen Faust direkte internationale Solidarität zwischen den verschiedenen GM Belegschaften in Europa herzustellen, um sich gegen die Standorterpressungen in den 90er Jahren zur Wehr zu setzen.

Ihre radikalen Aktivitäten kulminierten schließlich im wichtigsten Wilden Streik der deutschen Nachkriegsgeschichte, als die Belegschaft im Oktober 2004 sechs Tage lang das Werk besetzte und die Produktion in ganz Europa lahmlegte.
Ein Portrait von Kollegen, die sich Gehör verschafften. Ihre Praxis einer unbeirrten Betriebspolitik von unten zeigt, dass Widerstand möglich ist. Auch heute.

CAST / DIE GoG
Wolfgang Schaumberg
Rainer Jansen
Uwe Lübke
Roland Müller-Heidenreich
Jürgen Schwartz
Johannes Szafranski
Michael Hillebrandt

CREW
Regie: Johanna Schellhagen
Kamera: Thilo Schmidt, Milica Ðenić, Zara Zandieh
Schnitt: Johanna Schellhagen
Ton: Johanna Schellhagen
Mischung: Birte Gerstenkorn und Joel Vogel
Musik: Tomi Simatupang & AK Kessel
Produktion: labournet.tv
Animation: Julien Bach

Verleih: Sabcat Media

JOHANNA SCHELLHAGEN macht seit 2000 politische Dokumentarfilme, zunächst für den Internetsender kanalB.org, seit 2011 für labournet.tv. Während sie sich zunächst für alle Sozialen Bewegungen interessierte, handeln ihre Filme seit 2006 ausschließlich von Streiks und Klassenkämpfen.

FILMOGRAPHIE
Die Angst wegschmeißen
Die Bewegung der Logistikarbeiter_innen in Italien
80min, BRD 2015 (mit Rosa Cannone)

Die Strategie der Strohhalme
Proletarische Unruhe im Industriegürtel von Delhi
50min, BRD 2010 (mit AngryWorkers)

Ende der Vertretung
Emmely und der Streik im Einzelhandel
50min, BRD 2009 (mit Samira Fansa)

Der einzige Weg
50min, BRD 2007 (mit Tobias Hering)

Des Wahnsinns letzter Schrei
50min, BRD 2005 (mit Tanka v. Dahlern)

Ermordete Coca Cola Gewerkschafter in Kolumbien
50min, BRD 2004

LABOURNET.TV ist ein Kollektiv aus drei Frauen, die Filme über Kämpfe am Arbeitsplatz sammeln, produzieren und zeigen. Die von ihnen betriebene Internetseite labournet.tv ist ein Online- Archiv für Filme aus der Arbeiter_innenbewegung – alten und neuen – aus allen Teilen der Welt. Im Zentrum stehen die Situation der Lohnarbeiter_innen, ihre Selbstorganisierung in historischen und aktuellen Arbeitskämpfen. Die Filme nehmen die Perspektive der Arbeiter_innen ein. Sie erzählen von Selbstbehauptung, Solidarität und Emanzipation. Bisher umfasst das Archiv 800 Videos aus 54 Ländern, jedes Jahr kommen 50 neue dazu.
Seit 2017 betreibt labournet.tv die Veranstaltungsreihe Cinéma Klassenkampf, in der Videos von gerade laufenden Streiks und Mobilisierungen gezeigt werden und aktive Kolleg_innen aus erster Hand berichten.

JOHANNA SCHELLHAGEN ÜBER DEN FILM

2016 kam Wolfgang Schaumberg auf mich zu und fragte mich, ob ich einen Film über seine Gruppe, die GoG, machen würde, die er selbst 1972 bei Opel in Bochum mit gegründet hatte.

Ich zögerte erst, denn ich wollte auf keinen Fall einen Film machen, in dem ein paar ältere Herren Anekdoten erzählen und wehmütig auf ihre Jugend zurückblicken. Außerdem war mir klar, dass es einfacher ist und mehr Spaß macht Filme über gerade laufende Streiks zu machen, als über lang vergangene, auch wenn ich wusste, dass der Wilde Streik bei Opel Bochum 2004 wichtig war und im kollektiven linken Gedächtnis seinen Platz hat.

Wolfgang überzeugte mich jedoch davon, dass es nicht um Selbstbeweihräucherung ging, und dass die Gruppe, die sich übrigens immer noch jede Woche trifft, obwohl Opel Bochum 2014 geschlossen wurde, den Film aus politischen Gründen haben wollte.
Die Kollegen in der GoG haben über 40 Jahre lang subversive Politik gemacht, brisante Informationen aus den Betriebsratssitzungen weitergegeben, Kolleg_innen motiviert, sich zur Wehr zu setzen. Was sie dabei gelernt haben, sollte aufbereitet und zugänglich gemacht werden. Leute die heute in Großbetrieben arbeiten, sollte damit die Möglichkeit gegeben werden, von der GoG zu lernen, wie die Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetz im Interesse der Belegschaft ausgereizt werden können. Oder wie man einen Arbeitgeber wie Opel dazu bringt, die tägliche Arbeitszeit um eine halbe Stunde zu verkürzen. Oder dass man sich seinen eigenen Bildungsurlaub organisieren und auf Kosten des Arbeitgebers 5 Tage im Jahr treffen und austauschen kann.

PRESSE
Diese Doku erzählt den Werde- und Untergang des einstigen Prunkstücks der deutschen Autoindustrie aus Sicht der 1972 gegründeten Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GoG). Er erzählt diese Geschichte parteiisch, mit großer Sympathie für die einst revolutionären Ideale und wirkt deshalb sehr erfrischend. zitty Berlin

Die Qualität des lebendig montierten Films resultiert jedoch aus dem Umstand, dass er weit über das Bochumer Opel-Werk hinaus ein Stück deutscher Industrie-Geschichte mit ihren Arbeitskämpfen und den sich verändernden Unternehmensstrategien vom Wirtschaftswunder bis zur Globalisierung nachzeichnet. Filmdienst

Die Interviews, die Schellhagen geschickt durch Archivmaterial und Ausschnitte aus älteren Fernsehsendungen ergänzt, erinnern daran, dass die wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen 50 Jahre nicht alternativlos waren. WAZ / Funke Medien NRW

Mehr als eine Anekdotensammlung. Deutschlandfunk Kultur

Opel Bochum konnten die Arbeiter nicht halten, aber die Hoffnung auf die Kraft des menschlichen Zusammenhalts. Tagesschau24

Archivbilder und Zeitzeugen bereiten eine engagierte Lehrstunde für Arbeitnehmer. cinema

Doch trotz aller Niederlagen ist dies ein Plädoyer für Selbstorganisation und Selbstermächtigung. Der Tagesspiegel

Ein wichtiges und trotz allem ermutigendes Dokument über ein Kapitel linker Geschichte, über das viel zu wenig bekannt ist. Neues Deutschland

Er ist kein Zeitdokument, entstanden aus bloß historischem Interesse. Vielmehr soll er Inspiration für Menschen sein, sich auch heute am Arbeitsplatz zu organisieren und Widerstand gegen Ausbeutung zu leisten. die tageszeitung

Schellhagens „Luft zum Atmen“ ist ein Stück filmischer Gegengeschichtsschreibung. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst des Films, die langjährige Geschichte der Betriebsarbeit bei Opel anschaulich nachzuzeichnen und Anknüpfungspunkte für die Gegenwart herauszuarbeiten. perlentaucher.de

Entstanden ist eine dichte Beschreibung der Kämpfe. konkret

Sehenswert. der Freitag

Der Unterschied zu anderen Betrieben: Bei Opel in Bochum gab es eine Opposition, die darauf bestand, dass Verzicht im Interesse von Kapital, Standortkonkurrenz und Nationalismus nichts einbringt. Dies dokumentiert der Film in beeindruckender Weise. Jungle World

Presseheft [PDF]