Der laute Frühling

Regie: Johanna Schellhagen / 62 min. / 2022 / Deutsch, Englisch (UT: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Slowakisch) / Deutschland

In einer Situation, in der das öffentliche Bewusstsein für die drastischen Konsequenzen des Klimawandels rapide wächst, lenkt der Film die Aufmerksamkeit auf den Elefanten im Raum: Woher kommt die politische Macht, die Dinge tatsächlich zu ändern?

Regie: Johanna Schellhagen
Kamera: Micaela Masetto, Paola Calvo, Ariane Timea Wagner, Aline Juárez Contreras, Rocío Rodriquez
Schnitt: Johanna Schellhagen
Produktion: Johanna Schellhagen

Watch the film on labournet.tv!

Seit Beginn der UN-Klimakonferenzen 1992 sind die jährlichen CO2 Emissionen nicht gesunken, sondern um 60% gestiegen. Warum? Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, die in der Lage wäre, den Klimawandel einzudämmen?
In der Klimabewegung setzt sich zwar mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass Kapitalismus und Klimaschutz unvereinbar sind, es fehlt aber eine Vorstellung davon, wie wir einen Systemwandel herbeiführen können. Der laute Frühling skizziert, wie die tiefgreifende Veränderung, die wir brauchen, aussehen könnte.

In einer Situation, in der das öffentliche Bewusstsein für die drastischen Konsequenzen des Klimawandels rapide wächst, lenkt der Film die Aufmerksamkeit auf den Elefanten im Raum: Woher kommt die politische Macht, die Dinge tatsächlich zu ändern?

Regisseurin und Produzentin Johanna Schellhagen stellt in DER LAUTE FRÜHLING die Frage, was zu tun ist, um Barbarei, Chaos und massenhaften Hunger in der sich entfaltenden Klimakatastrophe einzudämmen. Umgesetzt wurde der Film von labournet.tv. Das Berliner Frauenkollektiv produziert und sammelt Filme über Streiks und Arbeitsbedingungen weltweit und stellt sie auf labournet.tv zur Verfügung. Dadurch entsteht ein audiovisuelles Archiv aktueller und historischer Arbeitskämpfe, das diese wichtigen Erfahrungen von Solidarität und Organisationsmacht auffindbar macht.

Auf der visuellen Ebene arbeitet DER LAUTE FRÜHLING mit einem spannenden Stil-Mix aus Dokumentaraufnahmen und Animationen. Letztere stammen aus der Feder der erfolgreichen „Graphic Novel“-Zeichnerin Lee Lai.

CAST
JULIA STEINBERGER (Professorin für ökologische Ökonomie, Universität Lausanne/Schweiz), ANDREAS MALM (a.o. Professor für Humanökologie an der Universität Lund/Schweden), MARCELA MÉNDEZ HERNÁNDEZ (vom Nationalen Indigenenkongress CNI, Mexiko), ESTEBAN G. SERVAT (Anti-Fracking Aktivist aus Argentinien, im Exil in Berlin), KIRAN (AngryWorkers-Kollektiv), MARCO (Krankenhausarbeiter, AngryWorkers-Kollektiv), AGNIEZSKA MRÓZ (Amazon-Arbeiterin und Gewerkschaftsaktivistin), MAGDA MALINOWSKA (Amazon-Arbeiterin und Gewerkschaftsaktivistin), MATTHIAS SCHMELZER (Wirtschaftshistoriker und Aktivist, Universität Jena), Aktivist_innen von Ende Gelände, Aktivist_innen von Extinction Rebellion, Aktivist_innen von Fridays for Future

CREW
Buch, Regie, Produktion: Johanna Schellhagen
Produktionsassistenz: Ariane Timea Wagner, Carla Hartmann
Illustrationen: Lee Lai
Musik: Tomi Simatupang
Kamera: Micaela Masetto, Paola Calvo, Ariane Timea Wagner, Aline Juárez Contreras, Rocío Rodriquez
Ton: Ariane Timea Wagner, Julien Bach
Animation: Julien Bach
Sound Design: Studio Lärm
Dramaturgische Beratung: Katharina Voß, Birte Gerstenkorn
Recherche: Carla Hartmann

Filmographie Johanna Schellhagen

LUFT ZUM ATMEN
40 Jahre Opposition bei Opel in Bochum
70min, BRD 2019

DIE ANGST WEGSCHMEISSEN
Die Bewegung der Logistikarbeiter_innen in Italien
80min, BRD 2015 (mit Rosa Cannone)

DIE STRATEGIE DER STROHHALME
Proletarische Unruhe im Industriegürtel von Delhi
50min, BRD 2010 (mit AngryWorkers)

ENDE DER VERTRETUNG
Emmely und der Streik im Einzelhandel
50min, BRD 2009 (mit Samira Fansa)

DER EINZIGE WEG
50min, BRD 2007 (mit Tobias Hering)

DES WAHNSINNS LETZTER SCHREI
50min, BRD 2005 (mit Tanka v. Dahlern)

ERMORDETE COCA COLA GEWERKSCHAFTER IN KOLUMBIEN
50min, BRD 2004

Als mir, sehr spät!, die katastrophalen Ausmaße des Klimawandels bewusst wurden, wollte ich versuchen, alles, was ich in meinem Leben als Medienaktivistin gelernt habe, der Klimabewegung zur Verfügung zu stellen.

Ich habe 20 Jahre lang Videos und Filme über Streiks gedreht: Zu sehen, wie erfolgreich Menschen sind, wenn sie gemeinsam kämpfen und sich an ihrem Arbeitsplatz organisieren, hat mich geprägt und ich denke, dass die strukturelle Machtlosigkeit der Klimabewegung genau so lange andauern wird, wie sie die strukturelle Macht von Arbeiter*innen ignoriert.

Demonstrationen, Petitionen und Appelle haben in den letzten 50 Jahren nichts an der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen geändert und werden auch in Zukunft nichts ändern. Dafür gibt es systemische Gründe, da der Kapitalismus auf stetige Ausdehnung angewiesen ist, oder, wie Julia Steinberger es im Film formuliert: „Wachstum ist der Stabilisierungsmechanismus des Kapitalismus.“

Es geht also darum den Kapitalismus loszuwerden. In der europäischen Klimabewegung scheint es keine klaren Vorstellungen davon zu geben, wie das gehen könnte. Die Marginalisierung der Position von Arbeiter’*innen in den Medien seit spätestens den 1980er Jahren hat dazu geführt, dass viele junge Menschen in der europäischen Klimabewegung keinen Begriff davon haben, welche potentielle Macht Menschen am Arbeitsplatz haben.

Ich habe mich gefreut, dass ich Andreas Malm und Julia Steinberger für The Loud Spring interviewen konnte, beide Superstars der Klimabewegung. Steinberger hat am letzten IPCC-Bericht mitgeschrieben und Malm inspiriert die Klimabewegung mit Büchern wie „How To Blow Up A Pipeline“. Die Einblicke in den politischen Aktivismus von Gewerkschaftsaktivist*innen aus Großbritannien (AngryWorkers) und Polen (Inicjatywa Prazownicza) sind für den Film ebenso wesentlich.

Schließlich war es für mich aufregend, zum ersten Mal ein Stück fiktionales Storytelling zu entwickeln: 12 Minuten in The Loud Spring beschreiben die ersten Tage eines revolutionären Aufstandes im Berlin des Jahres 2024, in der die Menschen beginnen, die wesentliche Produktion zu übernehmen und sich mit anderen Regionen im Umbruch zu verbünden.

Ich wollte einen Beitrag dazu leisten, dass wir die Zeit, in denen es einfacher war, sich das Ende des Welt als das Ende des Kapitalismus vorzustellen, hinter uns lassen.

Johanna Schellhagen, April 2022

LABOURNET.TV
Ist ein Kollektiv aus drei Frauen, die Filme über Kämpfe am Arbeitsplatz sammeln, produzieren und zeigen. Die von ihnen betriebene Internetseite labournet.tv ist ein Online-Archiv für Filme aus der Arbeiter*innenbewegung – alten und neuen – aus allen Teilen der Welt. Im Zentrum stehen die Situation der Lohnarbeiter_innen, ihre Selbstorganisierung in historischen und aktuellen Arbeitskämpfen.

Die Filme nehmen die Perspektive der Arbeiter_innen ein. Sie erzählen von Selbstbehauptung, Solidarität und Emanzipation. Bisher umfasst das Archiv 1000 Videos aus 60 Ländern, jedes Jahr kommen 50 neue dazu.

Seit 2017 betreibt labournet.tv die Veranstaltungsreihe Cinéma Klassenkampf, in der Videos von gerade laufenden Streiks und Mobilisierungen gezeigt werden und aktive Kolleg_innen aus erster Hand berichten. Die Veranstaltungsreihe wird 2022, nach einer Unterbrechung wegen der Pandemie, wieder aufgenommen.

PRESSE
„Sehr sehenswert!“ – Deutschlandfunk Kultur

„konstruktive Handreichung für größeres Verständnis und radikales Umdenken“ – Missy Magazin
„Gegenentwurf zu Mutlosigkeit und Fatalismus“ – filmdienst.de

„Kein weiterer Film über die Auswirkungen der Klimakrise. Auch Anleitungen zum klimaneutralen Leben durch technische Lösungen wird man vergeblich suchen.“ – Telepolis

„Wo die Macht zur Klimawende liegt“ klimareporter.de

„Erstaunlich viele Begriffe, die diese neue Gesellschaft beschreiben, lassen übrigens betagte DDR-Herzen höher schlagen.“ – jungeWelt

„…fasst das Kapital nicht als schicksalhafte Naturerscheinung, sondern als gesellschaftliches Verhältnis auf. Als eines, das überwunden werden kann und muss.“ – nd

„Der Film macht klar, dass die Arbeiter*innen die Macht haben, ihre Bedingungen und die Gesellschaft zu verändern.“ direkte aktion

„Wir müssen als Klimabewegung aufhören, Hilfe zu erwarten von Institutionen, die Öl ins Feuer gießen.“ – taz

„Der Film ist ein Diskussionsangebot an die Klimabewegung, weil es die Möglichkeiten aufzeigt, die ein gemeinsames Agieren von Lohnabhängigen und Klimaaktivist*innen eröffnen würde.“ graswurzelrevolution

„…zeigt Wege auf, die sich nicht damit zufrieden geben auf das Ende des Kapitalismus zu warten.“ hessischer rundfunk

„Im besten Sinne mobilisierend.“ wildcat 110

„Statt Journalist*in zu werden und bei Springer zu enden, kann man auch in einer Fabrik anheuern und die Revolution vorbereiten, sagt Johanna Schellhagen“ analyse & kritik
Interview mit Johanna Schellhagen auf 99 ZU EINS

„‚Der laute Frühling‘, oder: Revolutionsanweisungen in einfacher Sprache.“ salto.it

„Was zu tun wäre.“ ff

„Wer die aktuellen Streik- und Protestbilder in ganz Europa betrachtet, könnte fast denken, dass Johannas schwarz-weiße Utopie nicht völlig ausgeschlossen ist.“ ver.di news 5/23