Frauen bildet Banden – eine Spurensuche zur Geschichte der Roten Zora

Regie: Christine Lamberty, Maria Baumeister / 77 min. / 2019 / Deutsch (UT: Englisch, Farsi, Französisch, Griechisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Türkisch, Baskisch, Koreanisch) / Deutschland

Die Rota Zora war in der Zeit von 77 bis 96 eine militante feministische Gruppe in der BRD. Erzählungen von verschiedenen Zeitzeuginnen, Interviews mit einer Historikerin und ehemaligen Zoras lassen die Geschichte der „Roten Zora“ und der damaligen FrauenLesbenBewegung wieder lebendig werden.

Regie: Christine Lamberty, Maria Baumeister
Kamera: Christine Lamberty, Petra Sattler, Maria Baumeister
Schnitt: Christine Lamberty, Kathrin Gebhard-Seele
Produktion: lasotras
Verleih: lasotras

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Die „Rote Zora“ war in den 1970er und 1980er Jahren eine militante Frauengruppe in der BRD, die sich klandestin organisierte. Entstanden ist die feministische Gruppe aus dem Kontext der Revolutionären Zellen. Ihre Aktivitäten richteten sich u.a. gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen, gegen Gen- und Reproduktionstechnologien, Bevölkerungspolitik und internationale Ausbeutungsbedingungen als Ausdruck patriarchaler Herrschaft. Zentral waren die Selbstermächtigung der FrauenLesben und der Bruch mit der zugeschriebenen Friedfertigkeit.

Erzählungen von verschiedenen Zeitzeuginnen, Interviews mit einer Historikerin und ehemaligen Zoras lassen die Geschichte der „Roten Zora“ und der damaligen Frauenbewegung wieder lebendig werden. Historische Aufnahmen der Frauen- und Studentinnen*bewegung in der BRD bringen Erinnerungen an die damaligen Kämpfe zurück. FrauenLesben aus anderen Ländern berichten über ihre Begegnung mit dieser Politik heute.

Der Film zeigt, dass viele Themen der Roten Zora hoch aktuell sind und bietet spannenden Diskussionsstoff zum Umgang mit dieser Geschichte.

CAST
Irmes, Nives, Lisa, Uli, Agnes, Cha-Jo, Katharina, Sol, Anna, Fabiana, Catia, Olga

CREW
Regie: Christine Lamberty, Maria Baumeister
Kamera: Christine Lamberty, Petra Sattler/ Maria Baumeister
Schnitt: Christine Lamberty, Kathrin Gebhard-Seele
Grading: Jan Krüger
Tonbearbeitung: Kuenil Song
Sprecherinnen: Imma Harms, Imogen Schuster
Musik: Peter Wassen-Lamberty, Merle Weißbach, Steven Kill
Produktion: lasotras

Maria Baumeister hat sporadisch beim feministischen Filmkollektiv lasotras mitgearbeitet, u.a. war sie an dem Film „Wir sind schon da“, ein Film über die kämpfenden Frauen der sans papier Bewegung in den 90ern in Paris beteiligt. Weitere Schwerpunkte waren antikoloniale Auseinandersetzungen.

Christine Lamberty ist Mitbegründerin des feministischen Kollektivs lasotras, das sich1996 als Videogruppe zusammengefunden hat, um Frauen*leben und -kämpfe zu dokumentieren. Das Kollektiv existiert bis heute als ein lockerer Zusammenhang, dessen Zusammensetzung sich mehrmals geändert hat, die Mitgliedschaften sind fließend.
Die Mitglieder verstehen sich weniger als Filmemacher*innen, sondern als Aktivist*innen und als Teil von politischen, sozialen, antirassistischen, feministischen Gruppen und Kampagnen und die Filmarbeit als Beitrag in diesen Kämpfen.

Neben längeren Dokumenarfilmen:

„wir sind schon da!“ Ein Film über die Sans Papier in Paris.

„Unsichtbare Hausarbeiterinnen“, Ein Film zur Situation von Frauen ohne Papiere in Deutschland

und „otras vias-andere Wege“ Ein Film zu Migrantinnen (aus Südamerika) ohne Papiere in der Sexarbeit

begleitete und erstellte die Gruppe v.a. Kurzfilme über Aktionen

und war 2001 Mitinitiatorin des Projektes „Videoletters-a second text on war“, in dem Frauen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten ihre Sicht auf und Erfahrung zu Krieg austauschten

Wir kommen selbst aus der radikalen autonomen feministischen Bewegung der 70er und 80er. Nach unserer Ansicht war dieser Teil wesentlich für die Bedeutung und Erfolge der feministischen Bewegung, verschwand aber in den 90ern weitestgehend aus der Geschichtsschreibung. Wir wollten das Wissen und die Erfahrung dieses Teils der Bewegung weitergeben und hatten deswegen in den 90er die Idee, dies mit einem Film zu vermitteln. Dieses Vorhaben blieb bei der Idee, weil wir wegen der Komplexität des Themas nicht zu einer befriedigenden Idee der filmischen Umsetzung kamen.

Dann wurde der Wunsch an uns heran getragen, einen Film über die Rote Zora zu machen. Zu diesem in Deutschland wenig bekannten Teil der Geschichte gab es kaum öffentlich zugängliche Informationen. Wir wollten einen Beitrag zur feministischen Geschichtsschreibung leisten. Damit hatten wir unseren Focus.

Eine der vielen anregenden Erfahrungen während der Filmarbeiten war die Begegnung mit den Frauen aus der südkoreanischen community. Die Aktivistinnen waren in den 60er Jahren als gut ausgebildete Krankenschwestern nach Deutschland geholt worden. Das Leben hier war nicht einfach und keineswegs durch Respekt und Anerkennung geprägt, stattdessen erlebten die meisten Rassismus und Ablehnung, kaum Wertschätzung ihrer beruflichen Qualifikationen. Anfang der 70er sollten sie abgeschoben werden, da die Krise sich verschärfte, sie nicht mehr gebraucht wurden. Die Frauen organisierten sich in Frauengruppen in der gesamten Bundesrepublik und konnten mit Demos und vielen politischen Aktivitäten die Abschiebung verhindern.

Als der Streik der Arbeiterinnen bei der Bekleidungsfirma Adler in Südkorea an Schärfe zunahm und sehr repressiv wurde (damals wurde noch in Betrieben für spezifische Firmen genäht), schickte eine ehemalige Krankenschwester, die zurück gegangen war, einen Brief zur Unterstützung der Adlerarbeiterinnen nach Deutschland an die ehemaligen Kolleginnen. Diese waren noch immer als koreanische Frauengruppe deutschlandweit organisiert. Das ausgeprägte politische Bewusstsein der Frauen sorgte für eine schnelle Unterstützung: sie übersetzen den Brief ins Deutsche und wandten sich damit an die feministische und allgemeine Öffentlichkeit in der BRD. Darüber hinaus organisierten sie Flugblattaktionen vor den Adlerfilialen, um mit den deutschen Beschäftigten ins Gespräch zu kommen und damit die Arbeitskämpfe in Herstellungsfabriken in Südkorea zu unterstützen. Die Forderungen der Arbeiterinnen waren: freie gewerkschaftliche Organisierung, Schluss mit sexualisierten Übergriffen am Arbeitsplatz, Lohnerhöhung, Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiterinnen, usw.

In dieser Erfahrung zeigt sich wie powerful eine über nationale Grenzen organisierte Bewegung sein kann, wie Migrationserfahrungen uns insgesamt stärken und wir als weiße Personen viel von diesen Erfahrungen lernen können.