Kabul, City in the Wind

Regie: Aboozar Amini / 88 min. / 2018 / Farsi (UT: Deutsch) / Niederlande

Während Afshin die Verantwortung im Haus trägt und auf seinen kleinen Bruder Benjamin achtgibt, seit sein Vater aus Sicherheitsgründen das Land verlassen musste, ringt Abas, der Busfahrer mit seiner Schuldenlast und flieht in den Drogenrausch.

Regie, Buch, Kamera: Aboozar Amini
Schnitt: Barbara Hin
Produktion: Silk Road Film Salon, Color of May

Afshin, so erklärt es ihm sein Vater, ist jetzt der Mann im Haus. Der Vater, ein Ex-Soldat, muss das Land aus Sicherheitsgründen verlassen. Seine Kaserne wurde zum Ziel der Taliban; kaum einer überlebte den Anschlag. Der Teenager Afshin trägt nun die Verantwortung für das immer wieder undichte Hausdach, er muss die Einkäufe erledigen und den vertrockneten Baum wässern. Auf seinen kleinen Bruder Benjamin soll er auch achtgeben.
Abas, der Busfahrer, ringt mit seiner Schuldenlast. Das Chaos der afghanischen Hauptstadt erschwert seinen Alltag immer mehr. Um seine Probleme zu vergessen, singt er Lieder flieht in den Drogenrausch.
Über all dem hängt tief und malerisch der staubige Himmel Kabuls. Selbstmordanschläge sind Alltag.
In seinem Debütfilm komponiert Aboozar Amini sensibel beobachtete Situationen und ebenso poetische wie schmerzhafte Impressionen aus dem afghanischen Alltag zu einer filmischen Sinfonie.

CREW
Regie: Aboozar Amini
Buch: Aboozar Amini
Kamera: Aboozar Amini
Schnitt: Barbara Hin
Sounddesign: Jeroen Goeijiers
Farbkorrektur: Stefano Bertacchini
Produktion: Silk Road Film Salon, Color of May
Verleih: jip film & verleih

Filmographie Aboozar Amini

2018 Kabul, City in the Wind (88 Min., Filmpreis Golbale Perspektiven, 34. DOK.fest München – internationaler Wettbewerb, Special Jury Award – IDFA Amsterdam, u.a.)
2018 Best Day Ever (15 Min., Tunesia factory programm of Directors` Fortnight)
2016 Where is Kurdistan (23 Min., IFFR Rotterdam)
2015 LFS Angelus Novus (25 Min., IFFR Rotterdam Premiere, The Tehran International Short Film Festival, The Middle East Now Festival, u.a., Gewinner vieler Awards)
2011 On the String of Forgetfulness (52 Min., Nederlands Film Festival)
2010 KabulTehranKabul (Wildcard Award Dutch Film Fund Gewinner)

Als ich ein kleiner Junge war, hatte mein Onkel einen Bus. Mein größtes Vergnügen war es, einmal mit ihm von Barchi (West Kabul) zum Pamir Kino zu fahren. Die Gesichtsausdrücke der Menschen wurden finsterer. Auch das Lächeln meines Onkels verschwand. Der Bus hatte jeden Tag neue Einschusslöcher.
Als ich als Teenager aus Afghanistan floh und in die Niederlande immigrierte, blieb mir die Bustour mit meinem Onkel seither als schönste Erinnerung meiner Kindheit. 2009 kehrte ich nach Afghanistan zurück. Als Fremder. Komplett entkoppelt von dieser chaotischen Stadt. Kabul befindet sich in einem unaufhaltsamen Höhepunkt der Bombenangriffe, in dem Drogen den Menschen die einzige Flucht vor endlosen Kriegen und der unbekannten Zukunft bieten. Seit die westlichen Mächte 2001 in Afghanistan einmarschierten, haben Filme, die von NGOs in Auftrag gegeben wurden, ein Stereotyp Afghanistan geschaffen, das weit von seinem wahren Gesicht entfernt ist.
Zurück in Kabul, nachdem ich 20 Jahre im Westen gelebt habe, stelle ich fest, dass viele unlösbare Konflikte dort von der Mentalität der afghanischen Gesellschaft selbst herrühren. In diesem Film zeige ich keine schockierenden Ereignisse, sondern präsentiere bedeutungsvolle Details des Lebens, dessen Schmerzen durch Bomben und Opium gedämpft werden. Afshin (12) ist dazu verdammt, in dieser kaputten Stadt geboren zu werden, wie Edmund im Film Germany, Year Zero (1948). Er hat keine Ahnung, was los ist, während Gewalt Teil seiner Unschuld wird.
Was mich vor 20 Jahren dazu gebracht hat, Kabul zu entkommen, ist das, womit sich Afshin heute noch befassen muss.

PRESSE
„Ein wunderbarer Film, der zeigt, dass die Hoffnung überleben wird.“ JURY WINNER OF NEXT WAVE AT CPH:DOX

„Er hilft uns auch zu verstehen, was Menschen, die aus Krisengebieten zu uns kommen, bewegt und welche Erfahrungen sie mitbringen.“ JURY FILMTAGE GLOBALE PERSPEKTIVEN 2020

„…zeigt die Widerstandsfähigkeit der Stadt und ihrer Bewohner, bestätigt aber auch, den hohen Preis den sie zahlen.“
SCREEN DAILY

“Dass er (Aboozar Amini) kein Fremder in Kabul ist, merkt man seinem Film in jedem Moment an, es ist eine der großen Stärken eines Films, der im besten Sinne dokumentarisch ist, der beobachtet und zeigt, nicht vereinfacht und erklärt.“ PROGRAMMKINO.DE:

„Regisseur Aboozar Amini (..), ist ein eindrucksvoller Dokumentarfilm gelungen. Mit seinen losen Erzählsträngen wirkt der Film wie eine Collage. Dicht bleibt er an den Menschen, die er porträtiert.“
Die sorgfältig komponierten Bilder entfalten [bei aller Trostlosigkeit der Lebensverhältnisse] eine poetische Kraft; sie prägen sich ebenso tief ein wie die Blicke der Kinder, die sich unmittelbar auf den Betrachter richten.“ EPDFILM / FILM DES JAHRES 2021, Jury der Evangelischen Filmarbeit

„Kinder, die Krieg spielen; Generationen, die nichts anderes erlebt haben. Bei dieser internationalen Produktion geht es längst nicht mehr um ein Spiel, sondern um Leben und Tod.“
ZDF heute JOURNAL

„Es gibt keine Bilder von Gewalt, Anschlägen, Explosionen zu sehen. Und trotzdem ist die Bedrohung, mit der die Menschen hier leben, in jedem Bild spürbar. […] Dass die Zukunft Afghanistans eine sehr dunkle sein wird, macht Aboozar Aminis Film auf eine sehr poetische Weise deutlich..“
ttt ARD | Das Erste

„Ihre [Busfahrer Abas und der zwölfjährige Afshin] Geschichten sind Noten in einer Sinfonie über den Alltag in der staubigen Stadt Kabul, zu dem mehr gehört als die ständige Bedrohung durch Selbstmordattentate, die es bis in die westlichen Nachrichten schaffen.“
INDIEKINO BERLIN

FESTIVALS
2018 Special Jury Award – IDFA Amsterdam
2019 Vision du Réel, Nyon
2019 CPH:DOX Kopenhagen – NEXT:WAVE Gewinner
2019 Middle East Now Film Festival in Florence – Eröffnungsfilm
2019 DOCVILLE – internationaler Wettbewerb
2019 DOC.fest München – internationaler Wettbewerb
2020 Filmpreis Globale Perspektiven- Gewinner