Auftaktveranstaltung DOCS ON TOUR in Halberstadt

am Donnerstag, 22. September 2022, 19 Uhr

im Soziokulturellen Zentrum ZORA in Halberstadt

aus der Reihe „Gesellschaftliche Transformationsprozesse“

ALLEINE TANZEN (2012, 97 min.)

Regie, Buch, Schnitt: Biene Pilavci

 

Auftaktveranstaltung DOCS ON TOUR 

Anlässlich des Weltkindertags wurde im Soziokulturellen Zentrum ZORA in Halberstadt der Film „Alleine Tanzen“ von Biene Pilavci gezeigt. Vor circa 40 Zuschauer*innen stellte die Filmemacherin in ihrem autobiografischen Film das Leben ihrer Familie vor, das in der Kindheit vor allem durch Gewaltexzesse und einem lieblosen, respektlosen Umgang miteinander bestimmt war. Die Veranstaltung, die sich insbesondere an Fachkräfte der Sozial- und Jugendarbeit richtete, hatte das Ziel für das Thema häusliche Gewalt in der Familie zu sensibilisieren und warf parallel die Frage auf, welche Möglichkeiten eine Gesellschaft hat, um in solchen gewaltvollen Strukturen zu intervenieren. Gleichzeitig stellte die Filmvorführung den Auftakt des Projekts DOCS ON TOUR dar, das mit drei kuratierten Dokumentarfilmreihen zu gesellschaftlich relevanten Themen ab Herbst 2022 deutschlandweit auf Tour geht.

Nach der Vorführung fand eine Gesprächsrunde mit Biene Pilavci statt, in der die Filmemacherin darüber sprach, inwieweit der Hass zwischen ihren Eltern und die häufigen Gewaltausbrüche sie und ihre vier Geschwister geprägt haben und welche Konsequenzen daraus für den Familienzusammenhalt entstanden sind. Darüber hinaus wurde neben der privaten auch die gesellschaftliche Ebene zum Thema gemacht. Gemeinsam wurde darüber diskutiert, welche Hilfestellungen die Familie gebraucht hätte, um die Situation zu verbessern und welche Personen für Bienes Entscheidung, die Familie mit gerade einmal 12 Jahren zu verlassen, besonders prägend waren. Aus diesen Impulsen heraus entwickelte sich ein intensives und bewegendes Gespräch, dass das Publikum zu persönlichen Statements veranlasste und einen Erfahrungsaustauch auf Augenhöhe möglich machte.

„Der Film ist eine Hommage an die Familie“ – mit diesem Satz endete der Abend, an dem Biene Pilavci mit ihrem Film einen sehr persönlichen Einblick in ihre Familie gegeben hat und die Zuschauer*innen nachhaltig bewegte sowie deren Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte anstoßen konnte.

Christopher Mäbert