Nach der Zukunft

Regie: André Krummel / 46 min. / 2017 / Deutsch (UT: Deutsch) / Deutschland

„Nach der Zukunft“ erzählt vom Leben nach dem Nicht-Eintreten des Todes, dem Bedürfnis nach Souveränität und Legitimation und ist gleichzeitig ein intimes Psychogramm einer komplexen Persönlichkeit.

Kamera: André Krummel
Schnitt: André Krummel
Produktion: André Krummel
Weltvertrieb: Filmotor

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Irgendwo zwischen der militärisch anmutenden Ordnung provinzieller THW-Veranstaltungen und der Ekstase schwuler Sex-on-Meth-Partys spielt sich Ortwin Passons Leben ab.

HIV-positiv hat er die Zeit überlebt, in der seine Diagnose noch einem Todesurteil gleichkam. Nun kämpft er für das Recht auf ungeschützten Sex und schreibt über die politische und strafrechtliche Relevanz von „Barebacking” seine Dissertation.

NACH DER ZUKUNFT erzählt vom Leben nach dem Nicht-Eintreten des Todes, dem Bedürfnis nach Souveränität und Legitimation und ist gleichzeitig ein intimes Psychogramm einer komplexen Persönlichkeit.

CAST
Ortwin Passon, Heidrun Berlin, Chou-Chou de Briquette, Prof. Dr. Dr. Rüdiger Lautmann, Uli Menze, Mads Elung-Jensen, Daniela Brugger, Kersten Lugert, Birgit Michalsky, Angelika Mehlhorn, Wolfgang Geyer, u.v.m.

CREW
Regie: André Krummel
Buch: André Krummel, Raphaela te Pass
Kamera: André Krummel
Schnitt: André Krummel
Ton: Erik Lemke
Musik: Tobias Burkardt
Produktion: André Krummel
Grading: Roland Scheliga
Dramaturgische Beratung: Pawel Reinhardt
Titelgestaltung: Pablo Ben Yakov

Weltvertrieb: Filmotor

Filmographie André Krummel (Auswahl)

2018 – LORD OF THE TOYS
Buch, Kamera, Schnitt
Dokumentarfilm / Filmakademie Baden-Württemberg
Premiere bei DOK Leipzig, Deutscher Wettbewerb

2017 – NACH DER ZUKUNFT
Regie, Kamera, Schnitt
Dokumentarfilm / Filmakademie Baden-Württemberg
Premiere bei DOK Leipzig, Deutscher Wettbewerb

2017 – BERLIN EXCELSIOR
Kamera, Buch
Regie Erik Lemke / Dokumentarfilm / Rommel Film / RBB / Kino
Premiere bei Hofer Filmtagen

2016 – VIKTORIYA
Regie
Kurzdokumentarfilm / 16 mm / Filmakademie Baden-Württemberg
Premiere bei Pornfilmfestival Berlin

2016 – DAS HERZ VON STUTTGART
Regie, Animation, Montage
Mit Marc Eberhardt / Kurzdokumentarfilm, Animation / Filmakademie Baden-Württemberg
Premiere bei Internationales Trickfilmfestival in Stuttgart

2015 – LEIBER
Regie
Kurzfilm / Filmakademie Baden-Württemberg / MDR
Premiere bei SHORTS Offenburg

2014 – WIE ICH LERNTE, DIE ZAHLEN ZU LIEBEN – Montage
Regie Oliver Sechting & Max Taubert / Dokumentarfilm / Rosa von Praunheim Film / NDR / RBB
Premiere bei Filmfestival Max-Ophüls-Preis

Seit 1998/99 wird das Phänomen Barebacking in Deutschland kontrovers diskutiert. Während der Fachbegriff anfangs lediglich ungeschützten Geschlechtsverkehr unter HIV-positiven Schwulen bezeichnete, hat sich inzwischen seine Bedeutung gewandelt. Heute bedeutet er grundsätzlich den „gewollten, risikobewussten, einvernehmlichen, ungeschützten Sex unter Männern, wobei es für alle Beteiligten prinzipiell irrelevant ist, ob eine sexuell übertragbare Infektion vorliegt“ (Ortwin Passon). Mit anderen Worten: Während unsafer Sex regelmäßig „ein situatives, spontanes, unreflektiertes und eventuell einmaliges unsicheres Risikoverhalten ohne Vorsatz“ (Nicole Gawron und Christine Hagenstein) bezeichnet, geht Barebacking zwingend mit „bewusster und vorsätzlicher Gefahrenübernahme” (Rubén Ávila) einher. So unterscheidet man leicht und klar zwischen lediglich unsafem Sex und Barebacking.

Mit der im November 2006 im Deutschen Bundestag von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD erhobenen Forderung nach einer Kriminalisierung von Barebacking durch Strafandrohungen für Veranstalter von Bareback-Partys und Internet-Anbieter von Dating-Portalen für Barebacker wurde die sexuelle Selbstbestimmung von Barebackern zu einem politischen Thema. Dieser rechtspolitische Angriff wurde der Anstoß für Ortwins Dissertation. Er argumentiert darin, dass eine Umsetzung dieser Forderung nicht nur unvereinbar mit der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu eigenverantwortlicher Selbstgefährdung und zu Einwilligung in Körperverletzung wäre, sondern auch ein Verstoß gegen das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit.

Je länger ich mich mit dem Thema auseinandersetzte, desto mehr wurde mir klar: hier geht es tatsächlich um das Recht auf Freiheit. Gleichzeitig erkannte ich, dass eine filmische Auseinandersetzung nur über jene Persönlichkeit funktionieren kann, die sich eben dieser freien Entfaltung hingibt.

So wurde nicht die wissenschaftliche Arbeit und ihr gesellschaftlich umstrittenes Thema, sondern der Mensch dahinter zum filmischen Gegenstand. Und zwar nicht seine Vergangenheit, sondern die Gegenwart. Die Spuren der Vergangenheit lassen sich letztlich auch im Alltag finden. Ohne auf Interviews oder Fotos zurückgreifen zu müssen, sollte sich Ortwins Geschichte aus der Filmhandlung erschließen und möglichst aus einer Innenperspektive heraus erzählt werden. Wenn Ortwin und zwei Freunde im Drogenrausch übereinander herfallen und beinahe kindliche Freude am Spiel miteinander entwickeln, ist die Gefahr groß, dass dies vom Zuschauer als abstoßend empfunden werden kann. Mir hingegen war wichtig – auch durch den Einsatz von Musik – erlebbar zu machen, was Drogenrausch und Sex für die Protagonisten bedeuten: eine hemmungslose und extrem sexualisierte Hingabe, in der weder Vergangenheit noch Zukunft eine Rolle spielen.

Das alleine wäre aber noch nicht ausreichend für eine spannende Filmfigur. Für mich braucht es Widersprüche. Dass sich der bekennende Barebacker in seiner Freizeit ehrenamtlich beim THW engagiert, ist eine Tatsache, die nur schwer zu verstehen ist. Schließlich prallen dort zwei Welten aufeinander. Das THW ist etwas sehr Bürgerliches, fast Provinzielles. Ich kann das gut einschätzen, weil ich als Zehnjähriger Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in meinem Dorf war. Unverständlich war für mich, warum dieser provozierend wirkende Grenzgänger sich neben seiner polarisierenden wissenschaftlichen Arbeit freiwillig im THW engagiert. Je mehr ich Ortwin kennenlernte, desto mehr Widersprüche fand ich, die es zu erkunden galt. Meiner Überzeugung nach Widersprüche, die unsere Gesellschaft braucht, weil sie uns zwingen, unsere eigenen Ansichten immer wieder neu zu überprüfen.

PRESSE
„André Krummel gelingt eine behutsame aber scheulose filmische Introspektion in die Gefühls-, Gedanken- und Lebenswelt seines Protagonisten. Ein berührend-klarsichtiger Film über das Wunder der Zeiten, die das Leben tragen.” Lukas Stern / DOK Leipzig

FESTIVALS
Dok Leipzig 2017 (Weltpremiere), Porn Film Festival Berlin, Porn Film Festival Vienna, Festival International du Documentaire Émergent Paris, Outview Film Festival Athens, MICGénero Mexico City

AWARDS
Honorable Mention at the German Competition Long Documentary at 60th DOK Leipzig