Frozen Conflict

Regie: Steffi Wurster / 60 min. / 2018 / Russisch, Rumänisch, Englisch, Deutsch (UT: Englisch, Deutsch) / Deutschland

Ausgehend von der Beobachtung eines Friedenspostens nähert sich der Film dem „eingefrorenen Konflikt“ zwischen Transnistrien und der Republik Moldau. Im trilateralen Posten sitzen die Konfliktparteien unter einem Dach – Parabel auf das eigentlich gute Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. In den Verhandlungssälen präsentieren die Politiker ihre jeweilige Version des Konflikts. Eine Pattsituation, die die Perspektivlosigkeit der Region zementiert. Mit überraschenden Puzzlestücken verschiebt der Film immer wieder die Perspektive auf den „Konflikt“ und seine Hauptakteure: Russland und den Westen. Reflexion einer Friedensmission.

Kamera: Oliver Indra, Alexander Tyzh, Eugen Schlegel, Steffi Wurster
Schnitt: Steffi Wurster

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Ein trilateraler Wachposten in der Pufferzone zwischen Transnistrien und der Republik Moldau. Drei Soldaten halten Wache am Flussufer. Ausgehend vom Mikrokosmos des Postens entfaltet sich eine Zustandsbeschreibung einer der seltsamsten Grenzen am Rande Europas. Ein Gefühl der Lähmung und des Stillstands bestimmt die Atmosphäre. Mittels eines vielstimmigen Chors von Haltungen lässt FROZEN CONFLICT die konkurrierenden Interessen nationaler Eliten, die ambivalente Rolle Russlands und die Auswirkungen auf die Lebensumstände der Bewohner dieses Ortes aufscheinen und entwirft so das Bild einer Region, die zur Geisel geopolitischer Zusammenhänge geworden ist. Man fragt sich ratlos: „Wo ist der Feind?“ Damit deckt FROZEN CONFLICT in der sich in ihm abzeichnenden, an „Warten auf Godot“ gemahnenden Absurdität tradierte Denkmuster im Ost-West-Konflikt auf, die sich selbst überlebt haben (sollten).

Dokumentarfilm, 60min, 2018

Produktionsland: Deutschland
Originalsprachen im Film: Russisch, Rumänisch, Englisch, Deutsch
Untertitel: deutsch oder englisch
Format 16:9, Farbe, sound 5.1 oder stereo

Crew
Regie: Steffi Wurster
Kamera: Oliver Indra, Alexander Tyzh, Eugen Schlegel, Steffi Wurster
Schnitt: Steffi Wurster
Beratung Dramaturgie: Janina Herhoffer
Projektdramaturgie: Kyra Scheurer
Beratung Produktion: Gunter Hanfgarn, Hanfgarn & Ufer Filmproduktion
Local Producer: Andrey Smolensky
Farbkorrektur: Jakob Wehrmann
Postproduktion: edelbytes postproduction
Tonmischung: Jochen Jessuzek

Gefördert durch:
Stiftung Kunstfonds
Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Robert Bosch Stiftung
Deutsch-Moldauisches Forum

Filmfestivals:
ASTRA Film Festival, Kasseler Dokfest, ARTDOCFEST, MOLDOX Filmfestival, nonfiktionale, Ghent Viewpoint Documentary Film Festival, Cronograf Festival, Moldova

weitere Screenings:
arsenal Berlin; ZOiS Berlin; Eastern Platform – Tartu Seminar, University of Tartu, Estland; Chatham House, London; ESRC Festival of Social Science, Birmingham; ASN European Conference: Nationalism in Times of Uncertainty, Graz/Austria

Nominierung 1. Rheinland-Pfälzischer Filmpreis für „Frozen Conflict“, Arc Film Festival, Mainz

Steffi Wurster, geboren 1971 in Ludwigshafen/Rhein, ist Bühnenbildnerin und Filmemacherin, lebt in Berlin. Bei ihren dokumentarischen Filmprojekten stehen Orte im Mittelpunkt, die von der Kamera aufgespürt und auf politisch-kulturelle Einschreibungen hin befragt werden. Von 2009 bis 2013 dokumentierte sie die Neumodellierung der Olympiabucht in Sotschi (Constructing Sochi, 73 min; Brot und Spiele, 45min, WDR). Im transmedialen Filmprojekt zum Transnistrien-Konflikt (Frozen Conflict, 60 min) wirft sie erneut den Blick auf ein Territorium und politisches Szenario an der Schnittstelle zwischen Ost und West. Ihre Arbeiten werden in Ausstellungen, auf Festivals und Konferenzen gezeigt.

Stipendien und Auszeichnungen

2019 Gerd Ruge Stipendium, Film- und Medienstiftung NRW
2019 Recherchestipendium Bildende Kunst, Senatsverwaltung für Kultur und Europa
2019 Nominierung 1. Rheinland-Pfälzischer Filmpreis für „Frozen Conflict“, Arc Film Festival, Mainz
2017 PerSo Short Award für „A well-guarded conflict“
2016 Projektförderung Stiftung Kunstfonds
2015 „Grenzgänger“-Recherchestipendium der Robert Bosch Stiftung
2015 Arbeitsstipendium Künstlerinnenprogramm Film/Video, Senat Berlin
2010-2013 Projektförderung Goethe-Institut Moskau
2010 Arbeitsstipendium Künstlerinnenprogramm Film/Video, Senat Berlin
2008 Balmoral Stipendium
2005 Projektförderung Fonds Darstellende Künste
1997 Förderstipendium der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Filmografie

2018 Frozen Conflict, 60 min. Dokumentarfilm
2017 Ein gut bewachter Konflikt, 23 min. Dokumentarfilm
2014 Constructing Sochi, 73 min. Dokumentarfilm (45 min Fassung: Brot und Spiele, WDR)

Seit Beginn der Krise in der Ostukraine fragte ich mich, wie „feindselig“ die  Bevölkerungsgruppen dort zueinander stehen, bzw. wie „vom Zaun gebrochen“ der Konflikt ist. Als ich von der trilateralen Friedensmission am Fluss Dnister – der die Republik Moldau von der abtrünnigen Region Transnistrien trennt – lese, ist meine Neugierde geweckt. In den Friedensposten sitzen Soldaten der verschiedenen Konfliktparteien unter einem Dach. Ich wollte mir ein genaueres Bild dieser gespaltenen Region, in der die militärische Konfrontation 30 Jahre zurück liegt, machen. Friedensposten Nr.6 sollte zum Ausgangspunkt meiner Erkundungen werden.

Während ich die Vorgänge rund um den Posten am idyllischen Flussufer beobachte, kommt mir der Transnistrien-Konflikt nicht sehr real vor. Soldaten und Bewohner – alle verstehen sich gut. Wozu also dieser Militärposten? Den russischen Panzer neben dem Posten durfte ich nicht filmen. Um den „blinden Fleck“ in meinen Aufnahmen zu füllen, baute ich eine Miniaturkulisse des Postens und Panzers. Je mehr ich in der Folge über den Konflikt und seine endlosen Lösungsbemühungen erfuhr, desto mehr verspürte ich den Drang, die Miniatur-Pappwelt auf die politischen Räume auszudehnen. Nicht nur der „Konflikt“, auch sein auf Dauer gestellter Friedensprozess, erinnerten mich an eine eigentümliche Simulation, die den Interessen der verschiedenen Beteiligten genüge tat.

Der transnistrische Politiker spricht im Interview von einem „wahren Bild“, das er vermitteln möchte. Jeder in diesem Konflikt präsentiert seine Version des Konflikts. „Frozen Conflict“ ist nicht nur eine Reflexion über eine Friedensmission, sondern auch über die subjektive Perspektive der Erzählung. Der Film will für eigene Ost/West-Wahrnehmungen sensibilisieren und für die fragwürdige Gewohnheit, Zonen zu schaffen, sei es auf Karten oder in unseren Köpfen.