Ein Film über das Leben im Stahlbetonbau, über Selbstoptimierung und den Erfolg, der sich bald – sehr bald! – einstellen wird.

Regie: Erik Lemke
Produktion: Peter Rommel
Drehbuch: Erik Lemke & André Krummel
Kamera: André Krummel
Schnitt: Erik Lemke

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Aus den Fenstern der Skybar Solar im 16. und 17. Stock des Excelsior-Hauses können sich Berlin-Entdecker einen Überblick über die Stadt verschaffen, und übersehen doch das interessantere Panorama, dass sich direkt unter ihnen verbirgt – in jedem der 514 Apartments des ehemals größten Wohn- und Geschäftshauses der Stadt.

Michael wohnt im 14. Stock und sagt, er hätte fast nichts zu verlieren. Ohne Hemmungen macht sich der smarte Holländer um 20 Jahre jünger, empfängt einen neuen Lover und gibt via Internet Tipps zum unauffälligen Schminken. Sie sind Teil der Antwort, wie man wohl „bei Jungs landen“ kann. Michael bietet auch Escortdienste an. Er möchte gern sein Leben zurück, das er früher hatte: tolle Dinge machen und einfach mal etwas kaufen können…

Norman aus der 12. Etage sagt von sich, er sei „hyperaktiv und schnelllebig“. Der Kindererzieher und Reiseleiter will es mit 30 Lebensjahren endlich schaffen. Mehr Geld, mehr Anerkennung! Als Life-Coachs wollen er und sein Kumpel Patrick mit Partys und Fitness Menschen dabei helfen, Selbstbewusstsein aufzubauen. Dabei hängt Norman selbst eher durch. Doch das offenbart er höchstens vor seiner Mutter, wenn scheinbar nichts mehr geht.

Claudia ist Empfangsdame im Restaurant „Solar“. Das Ex-Revuegirl hat gerade noch einmal Schauspiel und Ökonomie studiert. Für den Schritt in die Selbständigkeit sei es „noch nicht der Moment“. Stattdessen schlüpft Claudia für Bewerbungsfotos immer wieder in auffällige Kleider, angetrieben vom unbestimmten Wunsch, wieder Fuß zu fassen im Showbusiness.

Unterstützung erfahren Claudia, Michael und Norman vom wendigen Thüringer Richard, ebenfalls Bewohner des Hauses, der sich mal als Fotograf, mal als Unternehmensberater ausgibt und scheinbar für alles die richtige Lösung weiß.

Auch das Excelsior-Haus selbst war oft genug Objekt hochfliegender Pläne, die immer wieder scheitern. Fernsehbeiträge der 60er Jahre preisen die besonderen Vorzüge des attraktiven Neubaus an. Nur wenige Jahre später muss er zwangsversteigert werden.
Die Bewohner nehmen den Ort an, wie er ist. Für die meisten ist es nur eine Zwischenstation – für einige unter ihnen schon seit mehr als fünf Jahrzehnten.

CAST
Claudia Mittag, Norman Specht, Michael van Gemert, Richard Hebstreit u.a.

CREW
Regie: Erik Lemke
Buch: Erik Lemke & André Krummel
Kamera: André Krummel
Schnitt: Erik Lemke
Schnittberatung: Monika Schindler
Ton: Sebastian Tesch & Ansgar Frerich
Musik: Tobias Burkardt
Produktion: Peter Rommel – Rommel Film in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg

Geördert von: Medienboard Berlin-Brandenburg, BKM, DFFF Deutscher Filmförderfonds, Kuratorium junger deutscher Film

Erik Lemke wurde 1983 in Dresden geboren. Von 2004 bis 2007 studierte er an der Sankt Petersburger Staatlichen Universität für Film und Fernsehen Dokumentarfilmregie bei Dmitri Sidorow. Nach einer Anstellung als Trickfilmanimator bei Balance Film in Dresden lebt und arbeitet er seit 2010 als selbständiger Filmemacher in Berlin. Neben seinen Tätigkeiten als Editor u.a. bei der Web-Dokumentation „Europa: Die Ostgrenze“ in der Regie von Tawan Arun und Joris Rühl oder als After-Effects-Composer bei dem Spielfilm „Alois Nebel“ in der Regie von Tomáš Luňák arbeitete Erik Lemke an eigenen Kurz-Dokumentarfilmen wie „Mich vermisst keiner!“, der seine Premiere auf dem DOK Leipzig 2016 feierte und auf Festivals mehrfach ausgezeichnet wurde. Erik Lemke arbeitet als freier Dozent für verschiedene Jugendprojekte und vertritt im Fachausschuss Arbeit & Soziales den Deutschen Medienrat im Deutschen Kulturrat. Sein Regiedebüt im dokumentarischen Langfilm „Berlin Excelsior“ wurde auf den 51. Hofer Filmtagen uraufgeführt und von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet.

In einem ähneln sich die Bewohner des Excelsior-Hauses. Sie halten sich selbstverständlich nur „vorübergehend“ in dem gesichtslosen Betonkoloss auf. Bald schon soll es besser werden und sie ziehen weiter – keiner scheint je anzukommen.

Hat es etwas Besonderes auf sich mit dem Gebäude, das seinem Namen Excelsior (lat. für ‚Das Erhabene‘) seit über 50 Jahren gerecht zu werden versucht? Oder ist das ewige Leben in der Warteschleife Ausdruck unserer Zeit?

Ein vages Lebensgefühl zu dokumentieren gelingt nur durch genaues Beobachten. BERLIN EXCELSIOR verliert sich nicht in den biographischen Details seiner Protagonisten, sondern schaltet nur kurz in ihre Lebensfilme. Wo Geschichten und Figuren nicht ganz auserzählt werden, bleibt Raum für Identifikation.

PRESSE
„Noch immer glauben einige Neoliberale an den Trickle-Down-Effekt, wonach Wohlstand von oben nach unten durchsickert und so am Ende allen zugutekommt. Statistiken widerlegen das. Was aber tatsächlich durchsickert, ist die Ideologie. Was in teuren Managementseminaren erprobt wird, was tausende Ratgeber füllt, was Politiker und Prominente tagtäglich im Munde führen, kommt irgendwann ganz unten an – schon zweifelhafte Projekte wie die „Ich-AG“ zeugen von dieser Entwicklung. Die Untenstehenden, die von Lemke porträtierten Personen, imitieren dann, was oben gesagt wird. Dies zeigt „Berlin Excelsior“ in wunderschönen, traurigen und zum Umdenken aktivierenden Bildern.
Wolfgang M. Schmitt: Rhein-Zeitung

„Vermutlich gibt es einen Konsens darüber, dass die Architekten des Excelsiorhauses zeitlose Schönheit verfehlt haben. (…) Sich ihrer gestaltenden Kraft bewusst, zerlegt die Kamera immer wieder Gebäude, guckt von überall drauf, wie auf der unentwegten Suche nach einem Schnitt, einem Winkel, der das Wohnhaus in besserem Licht dastehen lässt. Und tatsächlich, die Sublimierung gelingt. Wobei nicht das Haus an sich schön ist, sondern die Ausschnitte, ihre Aneinanderreihung, ganz ohne bindenden Schwenk, die ewige Abfolge geöffneter und geschlossener Fenster. Und natürlich – schließlich sind wir in Berlin – die Ästhetik des Zerfalls: Mitten im Schmuddel, im 17. Stock, gibt es ein edles Sky-Restaurant.“
Manon Cavagna: critic.de

„Zwischen dem Glanz des Penthouse-Clubrestaurants und dem verfallenen Kellerbunker darunter spürt Berlin Excelsior den Geschichten der Menschen nach, die hier wohnen. Ein konservierter Mikrokosmos eines schon überholten Berlin-Gefühls.“
Alexander Soyez: Inforadio

FESTIVALS
51. Internationale Hofer Filmtage 2017
14. achtung berlin – new berlin film award 2018
dokKa Festival 2018
23rd Berlin & Beyond San Francisco 2019

AWARDS
FBW-Prädikat „besonders wertvoll“