Der Ost-Komplex

Regie: Jochen Hick / 90 min. / 2016 / Deutsch, Englisch (UT: Englisch) / Deutschland

Mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ist der Kampf um die Deutungshoheit über die Geschichte und die Bedeutung der DDR in vollem Gange. Mario Röllig, Jahrgang 1967, aus SED-treuem Elternhaus und schwul, ist einer der jüngsten und viel gefragter „DDR-Zeitzeuge“.

Buch, Regie & Produzent: Jochen Hick
Kamera: Jochen Hick & Nicolai Zörn
Schnitt: Thomas Keller
Verleih & Weltvertrieb: GALERIA ALASKA PRODUCTIONS

Mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ist der Kampf um die Deutungshoheit über Geschichte und Bedeutung der DDR in vollem Gange. Mario Röllig, Jahrgang 1967, aus SED-treuem Elternhaus und offen schwul, ist einer der jüngsten und viel gefragter „DDR-Zeitzeuge“. Er macht Führungen in dem zur Gedenkstätte umgewandelten ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen, in dem er selbst 1987 einsaß. Der ehemalige Kellner am Ost-Berliner Flughafen und spätere Zigarrenverkäufer im West-Berliner KaDeWe hält Vorträge vor Schulklassen, an US-Universitäten und vor der konservativen Partei, in der er heute selbst Mitglied ist.

Röllig macht sein Schwulsein bei seinen Auftritten stets auch zum Thema, was bisweilen zu Irritationen führt. Denn eine schwule Liebesgeschichte ist der Ausgangspunkt seines Dramas: 1985 lernte Röllig auf einer Reise nach Ungarn in einem Budapester Thermalbad einen Politiker aus West-Berlin kennen, der in Röllig die Lust auf den Westen weckte. Zwei Jahre lang trafen sich die Beiden unter fortwährender Beobachtung der Stasi in Ost-Berlin. 1987 versuchte Röllig auf eigene Faust über die grüne Grenze von Südungarn nach Jugoslawien zu fliehen, um von dort nach West-Berlin und zu seinem Freund zu gelangen. Doch der Fluchtversuch misslang. Über Umwege und mit Verzögerungen gelangte Röllig schließlich doch in den Westen. Doch die Liebesgeschichte endete mit einer herben Enttäuschung – so seine immer wieder vorgetragene Geschichte.

Heute diskutiert Röllig mit Politikern, beteiligt sich an Mahnwachen und Demonstrationen und stößt dabei mit Sympathisanten der ehemaligen DDR sowie Befürwortern sozialistischer und kommunistischer Gesellschaftsentwürfe zusammen. Diese sehen in Menschen wie Röllig Geschichtsverfälscher und Kommunistenhasser im Auftrag des herrschenden Systems. Doch der Zeitzeuge habe eben immer Recht. Er sei der größte Feind des Historikers, denn man könne ihn so schwer widerlegen.

Mario Röllig ist kein Intellektueller. Er spricht viel über die DDR. Seine Geschichte habe ihn politisch und zum Verneiner gesellschaftlicher Utopien gemacht. Den Begriff „Freiheit“ verwendet er oft. Auch spricht Röllig über die Vorzüge des Kapitalismus, doch was versteht er darunter? Rölligs Gegenspieler dagegen beharren auf gesellschaftlichen Utopien. Aber sie sprechen erstaunlich wenig über die ehemalige DDR.

Wie funktionieren Zuhören, Gespräch, Verständigung, Streit und Konfrontation auf dem Minenfeld deutsch-deutscher Geschichtsaufarbeitung, welches noch heute mit Tabus und Redeverboten durchsetzt scheint. Und was macht dies mit einem Menschen wie Röllig, der seine für ihn traumatisierende Geschichte bereits mehr als 1000 Mal vorgetragen hat. Einer, der auf Entschuldigungen von seinen ehemaligen Peinigern aber auch von seinem damaligen Liebhabers wartet, während sich diese nicht schuldig fühlen. Und welchen persönlichen oder sozialen Gewinn bezieht Röllig für sich daraus.

DER OST-KOMPLEX beobachtet Rölligs Führungen und Begegnungen. Der Film begleitet ihn zu seiner Familie, zu ehemaligen Kollegen und Gegenspielern und erzählt ganz nebenbei die dramatische Lebensgeschichte, aus der er seine Antriebskraft bezieht.

Der Ost-Komplex
90 Min., 16:9, Farbe & SW, Stereo 5.1

Ein Film von Jochen Hick

Schnitt & Motion Design: Thomas Keller
Mitarbeit und Archivrecherche: Andreas Strohfeldt
Archivberatung: Peter Kolano
Kamera: Jochen Hick & Nicolai Zörn
Zusatzkamera: Thomas Schrader
Ton: Timo Kahlenberg, Jeanine Strehle & Andreas Strohfeldt
Tonmischung: Mathias Ludwig
5.1 Surround Mastering: Michael Kaczmarek
Beratung: Karin Wallenczus
Produktionsassistenz rbb: Bärbel Kreimes-Lück
Produktionsleitung: Hermann Hick & Ursula Scheid
Produktionsleitung rbb: Rainer Baumert
Redaktion: Rolf Bergmann
Buch, Regie & Produzent: Jochen Hick

Produziert von GALERIA ALASKA PRODUCTIONS in
Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg
gefördert von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH

Offizielle Filmseite: www.der-ost-komplex.de

Presseartikel: http://der-ost-komplex.de/de/presse-zitate/

Jochen Hick, geboren am 2. April 1960 in Darmstadt, wuchs im Taunus, in München und Stuttgart auf. Er studierte von 1981 bis 87 Film an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (u.a. bei Helke Sander) und in Bologna. Seit seinem Abschluss arbeitet er als Regisseur, Autor, Journalist und Produzent für Kino und Fernsehen, wobei er sich auf sozio-kulturelle, insbesondere LGBT-Themen spezialisiert hat. 1994 gründete er seine eigene Produktionsfirma Galeria Alaska Productions, mit der er seitdem neben der Realisation eigener Stoffe auch zahlreiche Reportagen und Dokumentationen für ARD, ZDF/ARTE, 3sat und Spiegel-TV produzierte. Von 2007 bis 2010 war Jochen Hick zudem stellvertretender Programmdirektor und Chefredakteur bei TIMM, dem ersten TV-Sender für schwule Männer im deutschsprachigen Raum. Hicks Filme wurden auf über 300 internationalen Festivals gezeigt und u.a. mit dem Förderpreis der Deutschen Filmkritik (1987) und dem Teddy für den besten Dokumentarfilm (2003) ausgezeichnet.

Filmografie
1984 Mond über Pittsburg (Kurzfilm)
1987 Gerd Hansen, 55 (Kurzfilm)
1990 Via Appia (Spielfilm)
1991 Teufel im Paradies (Dokumentarfilm)
1992 Willkommen im Dom (Kurzdokumentarfilm)
1995 Menmaniacs – The Legacy of Leather (Dokumentarfilm)
1998 Sex/Life in L.A. (Dokumentarfilm)
2000 No One Sleeps (Spielfilm)
2003 Ich kenn keinen – Allein unter Heteros (Dokumentarfilm)
2005 Cycles of Porn – Sex/Life in L.A. 2 (Dokumentarfilm)
2005 Am Ende des Regenbogens (TV-Dokumentation)
2006 Hallelujah! (Kurzfilm)
2007 Deutschland – Ein Herbstmärchen (Kurzfilm)
2008 East/West – Sex & Politics (Dokumentarfilm)
2009 The Good American (Dokumentarfilm)
2013 Out in Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR (Dokumentarfilm)
2016 Der Ost-Komplex (Dokumentarfilm)
2017 Mein wunderbares West-Berlin (Dokumentarfilm)

Weitere Filme von Jochen Hick auf Sooner.

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DER OST-KOMPLEX ist für mich nicht nur ein Bio-Pic über eine deutsch-deutsche-Biografie, sondern vielmehr ein Film über Biografien als solche, über Narrative – und über die politische Auseinandersetzung dazu.

Link zu docfilm42-Artikel von Anli Serfontein auf Medium.

Weitere Filme von Jochen Hick auf Sooner.

Link zu docfilm42-Artikel von Anli Serfontein auf Medium.

Weltpremiere:

Internationale Filmfestspiele Berlin (Berlinale) 2016 – Filmdatenblatt

Offizielle Filmseite:

www.der-ost-komplex.de

www.the-gdr-complex.de

Weitere Filme von Jochen Hick auf Sooner.

Presse / TV / Radio

Einzelkritiken & Kurzkritiken
Berliner Zeitung
http://www.berliner-zeitung.de/film/berlinale-2016-wie-der–der-ost-komplex–den-finger-in-die-sed-wunde-legt,10809184,33808796.html
Junge Welt
http://www.jungewelt.de/m/2016/02-19/048.php
rbb Abendschau (TV)
https://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/20160213_1930/berlinale-rbb-film-ost-komplex-premiere.html
(Radio) Inforadio
http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/201602/230949.html
Flux.fm (Radio) Interview von Nadine Kreutzer
https://www.fluxfm.de/improgramm/stadtlandflux/
SPIEGEL ONLINE: Unsere Lieblings-Berlinale-Filme
http://www.spiegel.de/fotostrecke/berlinale-die-highlights-in-der-kurzkritik-fotostrecke-134574-15.html
KINO ZEIT
http://www.kino-zeit.de/blog/berlinale-2016/der-ost-komplex-von-jochen-hick
Der Tagesspiegel
http://m.tagesspiegel.de/berlin/ddr-geschichte-auf-der-berlinale-verbotene-liebe-zwischen-ost-und-west/12958242.html?utm_referrer
Kultura Extra (Kurzkritik 4****)
http://www.kultura-extra.de/film/feuilleton/BERLINALE2016_panorama_kurzkritiken.php
Lichtenberger Rathausnachrichten
http://rn.abendblatt-berlin.de/fileadmin/pdf_archiv_rn/2016/RN_Li_02.2016.pdf
Berliner Filmfestivals 26 Berlinale-Highlights und Insidertipps
http://berliner-filmfestivals.de/2016/02/66-internationale-filmfestspiele-berlin-kinotipps-fuer-2016/4
Der Freitag (Matthias Dell)
https://www.freitag.de/autoren/mdell/neben-dem-schirm
Kaltblut Magazine (engl.)
http://www.kaltblut-magazine.com/berlinale-2016-day-5/
Neues Deutschland
http://www.neues-deutschland.de/artikel/1002250.die-verschenkten-bluehenden-landschaften.html
Teddy Award Interview (Video) (engl.)
https://www.youtube.com/watch?v=8qgGBruCnfc
RAI Movie Mag (TV) (ital.)
http://www.moviemag.rai.it/dl/portali/site/puntata/ContentItem-2fc5cea3-1a8d-4e37-9779-a8292603f524

Erwähnungen
ParisBerlinMag
http://www.parisberlinmag.com/kultur/berlinale-auf-der-suche-nach-gluck_a-140-4529.html
Männer
http://m-maenner.de/2016/02/berlinale-tag-4-huebsche-kerle-edition/
Siegessäule
http://www.siegessaeule.de/no_cache/newscomments/article/2585-die-queeren-filme-der-berlinale-2016.html?PHPSESSID=7353b69c6d1c0b44d4a51f8b040b6b8b
Teddy Award Blog
http://blog.teddyaward.tv/blog/2016/02/15/tag-5-nehm-ne-pose-ein/
Hamburger Abendblatt
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article207033731/So-viel-Hamburg-steckt-in-dieser-Berlinale.html
rbb online
http://www.rbb-online.de/kultur/thema/2016/Berlinale/beitraege/rbb-Koproduktionen-auf-der-Berlinale.html
MMeansMovie
http://www.mmeansmovie.de/berlinale.html

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