The Bomb Hunters

Regie: Rick Minnich / 52 min. / 2015 / Deutsch (UT: Englisch, Deutsch) / Deutschland

Ein Bombenopfer, ein Bürgermeister einer Kleinstadt und eine unerschrockener Bombenentschärfungstrupp im Wettlauf gegen die Zeit, um ihre Stadt von über 300 undetonierte Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg zu befreien, bevor diese explodieren.

Regie & Buch: Rick Minnich
Produktion: Stefan Kloos, Rick Minnich
Kamera: Robert Staffl, Rick Minnich
Editing: Robin Lach
Musik: Michael Mühlhaus

Wie fühlt man sich, wenn man auf Hunderten von Bomben lebt, die jeden Moment explodieren könnten? Genau das ist der Fall für die 43.000 Einwohner von Oranienburg, einer kleinen Stadt nördlich von Berlin. Als Zentrum der Atombombenforschung der Nazis wurde Oranienburg zum Ziel des größten Luftangriffs der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs. Heute, 70 Jahre später, setzen der charismatische Bürgermeister, seine unerschrockenen Bombenräumungsexperten und ein zum Medienstar avanciertes Blindgängeropfer alles daran, ihre Heimatstadt von den etwa 300 unter ihnen tickenden Sprengkörpern zu befreien, bevor diese unter ihren Füßen hochgehen.

CAST
Paule Dietrich, Hans-Joachim Laesicke, Rick Minnich, Heino Bochert, André Müller, Horst Reinhardt, Michael Reisewitz

CREW
Regie: Rick Minnich
Buch: Rick Minnich
Kamera: Robert Staffl, Rick Minnich
Schnitt: Robin Lach
Ton: César Hernández, Giovanni Zaninotto, Tsvetelina Valkova, Ewan Dryburgh
Musik: Michael Mühlhaus
Produktion: Stefan Kloos, Rick Minnich, Kloos & Co. Medien GmbH / RBB/ Rickfilms

Verleih: http://www.riseandshine-berlin.de/portfolio_page/bomb-hunters/

Unser Mann in Berlin ist der Filmemacher und Dozent Rick Minnich. Beheimatet im Westen der USA, verbrachte Rick seine Jugendzeit unter dem Einfluss des Kalten Krieges. Nachdem er auf beiden Seiten des Eiseren Vorhangs gelebt hatte, ließ er sich Monate nach dem Mauerfall in Berlin nieder.

In seiner Arbeit hat Rick sich dem Bauen von Brücken verschrieben, anstatt von Mauern. Seine Filme weisen eine große Bandbreite an Themen auf, angefangen vom Heranwachsen in den USA während der Reagan-Ära, über seine Suche nach dem perfekten Amerika, eine Entdeckungstour in die Welt der Hillbilly-Musik, geheimnisvolle Hintergründe eines Gedächtnisverlustes bis hin zu gefährlichen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Versuch, die USA und Russland mit einem Tunnel unter der Beringstraße zu verbinden. Alle Filme eint die Leidenschaft für intelligentes und unterhaltsames Geschichtenerzählen, geprägt von einem tief empfundenen Bekenntnis zur Menschlichkeit.

Ausgewählte Filme
1993 DELPHI 1830, Experimentalfilm, 16mm, colour, 3′

1994 Beim nächsten mal wird alles besser, Kurzspielfilm, 16mm, colour, 9′

1993-96 The Book of Lenins, Dokumentarfilm, 16mm, colour, 24’

1996 Bild ohne Titel, Kurzspielfilm, 35mm, Dolby SR, col., 4’, HFF/ARTE

1997 Good Guys & Bad Guys (Nette Jungs & böse Buben), Dokumentarfilm, Super 16mm, Dolby SR, colour, 73’, HFF/ORB

2001 Heaven on Earth, Dokfilm, S16mm, Dolby SR, colour, 52’, HFF/Hoferichter & Jacobs GmbH

2005 Homemade Hillbilly Jam, Dokfilm, S16mm, colour, 80’, Hoferichter & Jacobs GmbH, DVD erschienen bei EpixMedia AG (Dt.) und First Run Features (USA)

2008 Forgetting Dad, Dokfilm, HD, farbe/SW, 83’ (ZDF-Das kleine Fernsehspiel, Red. Christian Cloos / Hoferichter & Jacobs GmbH / Rickfilms), Prädikat: besonders wertvoll, Premiere: IDFA-Joris Ivens Competition, Special Jury Award. Kinostart Deutschland: 3.6.10 im Verleih von W-Film. Vorauswahl Deutscher Filmpreis 2011

2015 Bombenjäger, Dokfilm, HD, farbe, 52’ (RBB, Kloos & Co. Medien GmbH / Rickfilms)

2018 Der Schneider der Präsidenten, Dokfilm, 4K, 30’ (MDR, InOneMedia)

Als US-Amerikaner, der seit mittlerweile 25 Jahren im Land des „bezwungenen Feindes“ lebt, ist es für mich immer noch schwer vorstellbar, dass die Generation meines Großvaters für die Zitterpartien jedes neuen Blindgängerfunds im Deutschland des 21. Jahrhunderts verantwortlich ist. Mir kommen die Bomben vor wie eine groteske Spätrache meiner Landsleute an den Nazis, so, als ob die Deutschen nie aus ihrer grässlichen Vergangenheit entlassen werden dürfen. Diese Vergangenheit wird einem immer neu ins Bewusstsein gebracht, wenn in den Morgennachrichten wieder einmal die Entdeckung eines Blindgängers und die Evakuierung zehntausender Menschen gemeldet wird.

Oft kommen diese Meldungen aus Oranienburg und anlässlich einer dieser Entschärfungsaktionen habe ich vor zwei Jahren mein erstes Interview mit Bürgermeister Laesicke geführt. In ihm fand ich einen kämpferischen Underdog, der auf eine mir sehr sympathische Art und Weise – mit viel Humor und Elan – gegen die bürokratischen Abwehrmechanismen der Bundesrepublik kämpft. Sein Ringen um die Befriedung des Oranienburger Erdreichs ist eine Art David-gegen-Goliath-Geschichte, der ich nicht widerstehen konnte. Als er mir von einem Brief erzählte, den er einst von einem amerikanischen Bomberpiloten bekommen hatte, wusste ich sofort, dass ich die Geschichte von Bürgermeister Laesicke und seinen Kampf gegen die Bomben weiter verfolgen muss. In dem Brief entschuldigte sich der Pilot für die zahllosen Bomben, die er während des Zweiten Weltkriegs auf Oranienburg abgeworfen hat. Neben dem Schreiben lag ein $100-Schein im Umschlag – eine berührende Geste der Versöhnung durch den einstigen Feind. Laesicke hat das Geld an die “Helden” von heute, die Bombenentschärfer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes weitergegeben. Er bedankte sich bei dem Piloten, schrieb aber dazu, dass es für ihn keinen Grund für eine Entschuldigung gäbe. Schließlich habe er dazu beigetragen, die Deutschen von der Naziherrschaft zu befreien.

Was für ein anachronistisches Szenario: ein Bürgermeister aus dem Jahr 2015 lässt die „Befreiungsbomben“ aus dem Jahr 1945 ausbuddeln und entschärfen, um die Bewohner seiner Stadt endgültig vom stillen, unterirdisch lauernden Verhängnis des Naziterrors zu befreien. Diese historischen Verwicklungen werden in der Person des Bürgermeisters Laesicke, der drei Sprengmeister Horst Reinhardt, André Müller und Heino Borchert, und des Betroffenen ‘Paule’ Dietrich verkörpert. Indem ich sie und ihren unermüdlichen Kampf für das Wohl der Oranienburger in den Mittelpunkt stelle, wollte ich einen spannenden Film über die Deutschen und ihre Vergangenheit machen, zu der ich mit meiner US-amerikanischen Biographie und als „Erbe der Sieger“ einen besonderen Zugang gefunden habe. Darüber hinaus soll BOMBENJÄGER eine weitere Frage aufwerfen: Wenn die Deutschen so lange mit den Spätfolgen des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen haben, wie sieht es in anderen Teilen der Welt aus, wo seitdem Krieg geführt wurde und Millionen von Bomben abgeworfen wurden…?

PRESSE
Smithsonian Magazine – “There are Still Thousands of Tons of Unexploded Bombs in Germany, Left Over From World War II” by Adam Higginbotham, January 2016

Der Stern – “Unter Oranienburg liegen noch 300 scharfe Bomben” by Katharina Link, 10 March 2015

The United States Just Bombed Germany” by David Swanson, 3 May 2016

MOZ.de – “Bis heute fordert der Krieg seinen Opfer” by Klaus D. Grote, 28 February 2015

Märkische Allgemeine – “Oranienburgs Bombenjäger im Fernsehen” – by Robert Teiler, 6 March 2015